Der Pilgerpass: Dein Finger- oder Fußabdruck

Pilgern unter einem Hut - Unterwegs mit Sandra

Mein Pilgerpass vom Camino Francés - bestellt vor Antritt bei der Jakobusgemeinschaft Augsburg

Was ist das denn eigentlich genau?

Der Pilgerausweis weist dich als Pilger aus. Er besteht aus mehreren gefalteten Seiten, die sich aufblättern lassen wie eine Ziehharmonika. Dort lässt du dir in den Herbergen oder Klostern, in denen du schläfst, einen Stempel geben. Vorne trägst du deinen Namen ein, sowie das Datum und den Startpunkt deines Abenteuers. Wo wirst du deinen ersten Schritt Richtung Santiago machen? In Frankreich? In Spanien? Portugal? Oder direkt vor deiner Haustür?

Kurz gesagt: Der Pilgerpass dokumentiert deinen Camino. Und das ganz individuell. Wie der Abdruck, den du mit deinen Fingern, oder in diesem Fall mit deinen Schuhen auf dem Weg hinterlässt.

Brauche ich wirklich einen Pilgerausweis?

Ich plädiere für ja. Aber natürlich kannst du auch ohne lospilgern. Letztendlich kommt es auf deine Art zu pilgern an und was dir wichtig ist. Ich erkläre es dir.

Probleme wirst du bekommen, wenn du ohne "Credencial del Peregrino" (der spanische Begriff) in einer öffentlichen (=municipal), kirchlichen (=paroquial) Herberge und in manchen Fällen auch bei privaten Gastgebern übernachten willst: Man wird dich ziemlich wahrscheinlich abweisen. Und das, aus nachvollziehbarem Grund, denn die Plätze in den öffentlichen Herbergen und Klöstern sind begrenzt, günstig und die Nachfrage auf beliebten Routen sehr hoch. Die Betreiber gehen davon aus, dass du ohne Pass als Tourist unterwegs bist, einfach günstig reisen möchtest und damit in der Pilgerherberge das Bett für einen Fußpilger blockierst.

Wenn du jedoch draußen schlafen möchtest zusammen mit deiner Isomatte (die Basicvariante), oder in Hotels (die Luxusversion) übernachtest, brauchst du den Crédenciale du pélerin (das sagen die Franzosen) natürlich nicht als Nachweis deiner Pilgerschaft.

Aber bedenke: Der Pass muss am Ende bei der Abholung der „Compostela“ definitiv gefüllt vorgezeigt werden. Gelingt dir das nicht, hast du keinen Anspruch auf die offizielle Pilgerurkunde, die du in Santiago de Compostela im Pilgerbüro erhalten könntest, wenn du denn deinen Camino zu Fuß (mindestens die letzten 100 km vor Santiago) , mit dem Rad (mindestens die letzten 200 km), dem Pferd, dem Esel oder sonstigen reitbaren Vierbeinern (mindestens 100 km) zurückgelegt hast.

Auf den letzten 100 km werden sogar als Nachweis deiner Pilgerei zwei Stempel pro Tag verlangt, was bedeutet, dass du zusätzlich zum Übernachtungsstempel noch einen weiteren Stempel aus einem Café, einer Kirche, Kapelle oder einem Geschäft am Wegesrand vorweisen musst.

Viele Menschen, die zum ersten Mal unterwegs sind, machen sich - unnötigerweise - darüber viel zu viele Sorgen. Es ist gar kein Problem. Ich will nicht übertreiben und behaupten, es gäbe diese Stempel wie Jakobsmuscheln am Strand von Fisterra, aber es gibt genügend.

Ist dir die Urkunde nicht wichtig, Stempelsammelei generell lästig und du verfügst erfreulicherweise über eine gut gefüllte Reisekasse (siehe oben, Thema Übernachtung) dann brauchst du ihn wahrscheinlich nicht. Ich persönliche glaube jedoch, dass es wenig Leute gibt, die ohne Pilgerpass pilgern gehen. Ist wie schwimmen im Schwimmbad ohne Badebekleidung. Man fühlt sich irgendwie nackt. Wobei der Verzicht auf Stöffchen dort in der Regel verboten ist. Pilgern ohne Pilgerpass hingegen nicht.

Wo bekomme ich den denn?

Grundsätzlich ist zu empfehlen den Pilgerausweis vor dem Reiseantritt zu bestellen. Was man hat, hat man. In Deutschland kannst du ihn bei verschiedenen offiziellen Jakobusgesellschaften bekommen. Für Österreich und die Schweiz gibt es auch Adressen.

Den, den du oben links im Bild siehst, kannst du hier bestellen:

Jakobus Pilgergemeinschaft Augsburg:

https://www.pilgern-schwaben.de/pilgerpass-pilgerausweis/

Aber wenn du zum Beispiel den ganzen Camino Francés, den Klassiker, gehen möchtest, kannst du ihn dir auch einfach vor Ort in Saint-Jean-Pied-de-Port im Pilgerbüro besorgen.

Reicht mir ein Pass?

Das kommt darauf an.

Normalerweise ist Platz für 40 - 60 Stempel, aber manche Stempel sind riesengroß und beanspruchen mehrere Plätze, und so ist es gut möglich, dass ein einziger Pass gar nicht reicht für einen langen Camino wie den Francés.

In Spanien habe ich die Erfahrung gemacht, dass es oftmals unterwegs in Kathedralen oder Klöstern möglich war einen weiteren offiziellen Pilgerpass zu erwerben, falls man in ein solches Stempel-Dilemma geraten sollte.

Wenn man sich allerdings am Startpunkt nicht mit dem Suchen nach einem Pilgerpass aufhalten möchte, der später auch anerkannt wird, kümmert man sich, wie bereits erwähnt, besser vorher und rechtzeitig drum.