Die Jakobsweg-Packliste für Frühjahr & Herbst
Das leidige Thema Ausrüstung. Ich habe mir echt länger den Kopf zerbrochen und mir jetzt endlich mal eine persönliche Packliste gebacken, die ich mit ein paar wortreichen Erklärungen garniert habe. Natürlich vorher brav alles auf meiner Küchenwaage abgewogen. Trommelwirbel....
Ich präsentiere euch feierlich meine 2022 erprobte Frühjahrs-Camino-Frances-Collection-Liste!
Klamotten
2 x Wandersocken
1 x Sneakersocken
1 x Unterhemd Merino
1 x Sport BH
3 x Unterhosen Merino
1 x Wanderhose zum Zippen
1 x Wandershorts
1 x Leggins (Schlafen/unter Shorts)
1 x Langarmshirt Merino (Schlafen)
2 x T-Shirt Funktion
1 x Fleecejacke (Midlayer)
1 x Isolationsjacke (Toplayer morgens)
1 x Regenponcho
1 x Mütze Goretex
1 x Handschuhe Goretex
1 x Wanderschuhe
1 x Teva Sandalen
1 x Pilgerhut
Papiere
Personalausweis
Pilgerpass
2 Kreditkarten (getrennt aufbewahrt)
kleine Geldbörse
genug Bargeld (ca. 300 Euro)
Krankenkassenkarte
geheimes Geldfach für Bargeld
evtl. gedruckte Tickets
2 x wasserdichte Zipplockhüllen
Kosmetika im Beutel
Zahnbürste klappbar
kleine Tube Zahnpasta
Zahnseide
Haarbürste Puppenformat
Haargummis
Deoroller
Shampoo für Körper & Kopf (fest o. flüssig)
Labello
kleine Tube Sonnencreme LSF 50
ein paar Q-tips für schöne Ohren
eingepackt in durchsichtiger Tasche (Tatonka)
Medizin/ Erste Hilfe
1 x Blasenpflastersort. Compeed
1 x Tube Hirschtalgcreme
1 x Rolle Leukoplast Tape
1 x Octenisept
1 x Tube Diclofox Forte
1 x Pinzette
1 x Nagelschere (die schneidet alles)
1 x Verbandspäckchen
1 x Bepanthensalbe
2 x Sicherheitsnadeln
div. Pflaster (nicht für Füße)
Schmerztabletten/Kopf/Fieber/etc.
+ persönliche Medis
Eingepackt in einem durchsichtigen, wasserdichtverschließbaren Beutel
Elektronik
Handy + nützliche PilgerApps
Ladekabel
Powerbank
Verbindungskabel Pbank/Handy
Sportarmbanduhr (z.B.Garmin )
Ladekabel Uhr
Kopfhörer (kabellos)
evtl. USB-Adapterdoppelstecker
Proviant + Hilfsmittel
1 Liter Flasche oder Trinkblasensystem mit Schlauch
1 Göffel
1 leichtes Taschenmesser
mehrere Beutel Magnesium direkt
1 Notmüsliriegel
1 x Survival- Kit (= ein paar Teebeutel für mich)
+ kleine Proviantdose in der diese Dinge Platz finden
Grundausrüstung
1 x Wanderrucksack ( 35 - 45 L)
1 x Schlafsack
3 x wasserdichte Packsäcke (3/6/12 Liter)
1 x 2 Wanderstöcke
1 x Handtuch 70 x140 cm
1 x Stirnlampe
evtl. 1 Regenhülle Rucksack
Sonstiges
Reiseführer (z.B. Outdoor)
Pilgermuschel
Lesebrille/ Sonnenbrille
Ohropax
1 Stift
1 x Tempotaschentücher
1 kl. Plastiküte (für Müll aller Art)
Nadel + Faden (nicht für Blasen!)
Persönliches
einige Pilgersteine zum aussetzen und verschenken :) (mein Hobby)
evtl. kleines Tagebuch o.ä.
1 Päckchen Mut
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Mehr als ein paar Worte zur Ausrüstungsliste
Wenn Du mehrere Wochen pilgern gehen möchtest, brauchst du eine entsprechend gute Ausrüstung. Hier versuche ich, dir Entscheidungshilfen für Deine Ausrüstung zu geben oder zumindest die richtigen Impulse zu vermitteln. Ich bin 2022 mit dieser Liste 800 Kilometer auf dem Francés in Spanien gelaufen und 20/21 400 Kilometer in Deutschland.
Die aktuelle Liste ist nicht mehr identisch mit der, die ich seinerzeit für den Bayerischen Camino benutzt habe, aber in großen Teilen übereinstimmend. Die Unterschiede ergeben sich hauptsächlich durch die verschiedenen Jahreszeiten. In Deutschland war ich größtenteils nur im Sommer unterwegs.
10 Kilogramm wiegt meine komplette Ausrüstung hiernach, inclusive 1 Liter Wasser und ein wenig Proviant. Abgezogen davon werden die Schuhe & Klamotten, die ich trage, also liege ich bei ungefähr 8 kg Rucksackgewicht. Ich finde, das ist gar nicht so schlecht für größere Elfen wie mich.
Jaaaaa, ich weiß. Loslassen ist angesagt! Fragt man Leichtgewichtexperten, habe ich trotzdem zu viel dabei. Der unangefochtene Tipp Nr. 1 lautet überall ja: je leichter der Rucksack, desto besser. Meine Liste ließe sich leicht reduzieren, aber nach wie vor habe ich ja die blöde Tendenz, dass ich für viele Eventualitäten gerüstet sein möchte. Manches braucht es sicher nicht zum Überleben, aber es ist "nice to have", Komfort unterwegs, so dass ich es gerne mitschleppe.
Von Formeln, gemäß denen ein Rucksack maximal zehn Prozent des Körpergewichts wiegen soll, halte ich wenig. Das muss jeder für sich selbst ausprobieren und entscheiden, was er tragen kann. Leichter ist sicherlich besser, aber es gibt auch genug Möglichkeiten unterwegs Überflüssiges zu verschenken oder nach Hause zu schicken.
Fakt ist, je mehr Gewicht du trägst, desto langsamer bist Du unterwegs!
Nimm meine Packliste also gern als Orientierung. Sie erhebt nicht den Anspruch perfekt zu sein, aber sie ist qualitativ hochwertig. Günstig ist wieder was anderes. Sie hat sich für mich auf dem Camino Frances bewährt und vielleicht erinnert sie dich an den einen oder anderen Gegenstand, den du sonst vergessen hättest.
Tatsächlich gibt es Leute, die planen ihren Camino und ihre Ausrüstung mit nur einer Woche Vorlauf und ohne große Listen. Und vergessen was Wichtiges.
Was nicht dramatisch wäre, denn in Pamplona, also relativ am Anfang der Strecke, in der Calle Curia gibt es die Caminoteca, einen tollen Shop, wo man mehr als all das kaufen kann, was man bis dahin schmerzlich vermisst hat.
Nein, es ist keine Apotheke. Zumindest habe ich kein Pharmacia-Zeichen gesehen.
Aber für die meisten schwerbepackten Pilger, wie mich, hängt ein mehrsprachiges Warnschild an der Eingangstür – Du hast es schon schwer genug , geh weiter! (Nein, natürlich nicht wirklich)
Ist mir trotzdem nicht geglückt. Ich habe dort mein erstes Paar Zehensocken erstanden.
Und nun zu den weiter oben angekündigten Erklärungen der Ausrüstung (alles nur Empfehlungen ohne finanziellen Vorteil für mich) Mein TOP 20 Gegenstände, die essentiell für jedes Pilgergreenhorn sind:
1. Der Rucksack
Er wird die nächsten Wochen täglich dein engster Begleiter sein.
Ich nehme den Deuter Aircontact Lite 35 + 10 SL mit.
Der Rucksack sollte zwischen 35L und 45L fassen und gut an Deinem Körper sitzen. Es ist außerdem extrem wichtig, dass Du einen richtigen Wander-Rucksack hast, der den größten Teil des Gewichts von deinen Schultern auf die Beckengurte überträgt. Dieser Rucksack ist ein Damenmodell, wobei die SL (=shortlenght) für kurze Rücken geeignet ist. Da ich 1.75m groß und keine Gazelle bin, ist die Rückenlänge bei mir auf maximale Verlängerung eingestellt. Für noch größere Damen ist dieser Rucksack nicht empfehlenswert.
Ich hatte mir dieses Modell nach vielen Recherchen 2019 im Internet bestellt.
Unerfahren wie ich war, habe ich länger gebraucht, bis ich ihn mir alleine so eingestellt hatte, dass er mir optimal passt. Wenn er gut gepackt ist, was ich anfangs auch nicht immer geschafft habe, finde ich ihn superbequem.
Für mich hat er nur ein Manko – bei Wanderstockeinsatz scheuert er mir an einem Riemen die Innenseite des linken Oberarms auf, immer dann, wenn ich dort schwitze.
Das Modell ist mittlerweile technisch und optisch überarbeitet worden.
Für den nächsten Rucksack werde ich jedoch in ein Fachgeschäft gehen, um ihn anzuprobieren. Das würde ich dir unbedingt empfehlen, wenn Du noch keinen Rucksack hast.
Auf dem CF waren die Deutschen von hinten schon immer gut an ihren "Deuter'n" auf dem Rücken zu erkennen.
Marktführer weltweit scheinen aber die Amerikaner mit der Rucksackmarke Osprey zu sein, die es in vielen verschiedenen Ausfertigungen und Größen gibt. Wie mir scheint, sind sie auch teilweise speziell für Pilger konzipiert worden. Kein Wunder, der Markt an Pilgerbedarf wächst und wächst.
Falls Du offen bist - der Kauf eines Ospreys ist definitiv eine Überlegung wert.
2. Die Wanderschuhe
Der HANVAG BANKS EXTRA LADY GTX ist mein Favorit.
Ein wasserdichter Wanderstiefel, knöchelhoch, schwer, Kategorie A/B.
Gut eingelaufene, bequeme und genügend große Wanderschuhe (mind. 1 Nummer größer) und doppellagige Wandersocken sind das A für einen schmerzreduzierten, hoffentlich blasenfreien, fußnägelerhaltenden Fernwanderweg. Das O ist die tägliche morgendliche & abendliche Fußpflege mit Hirschtalg oder ähnlich fetthaltenden Cremes.
Die Füße können nämlich andernfalls, noch vor dem Rücken, die größten Spielverderber werden. Ich für meinen Teil habe Füße ähnlich wie Hobbits. Problemfüße. Für Damen extrem breit, platt und relativ lang.
Ich tendiere, trotz aller berechtigten Einwände gegen das hohe Gewicht des Schuhs, zu diesem robusten, knöchelhohen Treckingstiefel, der mir besonders beim steilen Abstieg Halt und Stabilität verleiht. Ich finde ihn sehr bequem und in meinem Fall ist er wohl extra im Auenland für weibliche Hobbitfüße gefertigt worden. Allerdings können diese bei warmen Wetter auch darin verglühen wie zwei kleine Asteroiden, bevor sie in die Atmosphäre eintreten. Das ist kein Hochsommerschuh!
Die Sohle dieses Modells ist extrem unflexibel und auf langem harten Bodenbelag (wovon der Francés viel hat) wird das Gehen sehr anstrengend.
Ich habe sehr viele Pilger mit leichteren Wanderschuhen oder Trailrunnern gesehen. Letztendlich muss jeder selbst das passende Modell für sich finden.
3. Die Wandersocken
Die Füße sind der König auf deinem körperlichen Schachbrett!
Die musst du hegen und pflegen, sonst wird deine Pilgerpartie sehr schnell matt enden. Viele Leute sind überrascht, wenn sie nach dem Abstieg in Zubiri die stinkenden Socken ausziehen und feststellen, dass sich Blasen ankündigen.
Eigentlich aber nicht verwunderlich, denn die Belastung für die Füße ist extrem hoch, die Strecke ultralang. In den meisten Fällen quillt der Fuß durch Wärme oder Nässe auf, die Reibung zwischen Socke und Fuß erhöht sich durch die Feuchtigkeit und zack : Aus "Willkommen im Baskenland" wird schnell "Willkommen im Blasenland"!
Eine gute doppellagige Socke, die die Reibung minimiert ist die Socke von "Wrightsocks", unverkennbar durch die gelbe Muschel auf schwarz.
Eine echte Alternative für mich sind jedoch die "Zehensocken" von Injinji geworden. Praktisch ein Handschuh für den Fuß. Die sind zwar nicht doppellagig, haben mir aber trotzdem sehr gute Dienste erwiesen. Wenn Du zu Blasen an den Zehen neigst, eleminieren sie das Risiko, dass sich die Zehen (oder Zehennagel) aneinanderreiben. Es gibt sie in verschiedenen Höhen und Materialstärken.
Es gibt auch Leute, die über die Injinjis noch ein weiteres Paar Socken ziehen.
4. Der Pilgerpass
Auf spanisch Credencial del Peregrino. Du brauchst ihn, um in den spanischen öffentlichen Herbergen (Municipales) und den privaten Herbergen (Albergues) übernachten zu können und bekommst dort jedes Mal einen Stempel. Du kannst ihn für ein paar Euro im Inland z.B. bei den deutschen Jakobsgesellschaften bestellen oder bei deinem Besuch im Pilgerbüro in Saint-Jean-Pied-de-Port am Antrittstag deiner Pilgerreise.
Mit deinem abgestempelten Pass als Nachweis deiner gelaufenen Strecke, gehst du dann in Santiago in das Pilgerbüro und kannst dir dort deine Compostela, die Pilgerurkunde , ausstellen lassen .
5. Ersatzsandalen/FlipFlops
Ich liebe die Teva W Tirra Outdoorsandalen.
Sie sind, gerade im Sommer, eine Wohltat für jeden Fuß nach einem Tag im stickigen Wanderschuh. Allerdings sind sie mit 500g pro Paar wirklich schwer, da sie eine dicke Sohle haben. In Bayern hatte ich sie immer dabei und auf dem Frances auch. Sie tun für mich auch in den Gemeinschaftsduschen ihre Dienste, die Stoffriemchen trocknen sehr schnell wieder.
Natürlich kann man sie auch gegen leichtere Croqs eintauschen oder FlipFlops.
Ich persönlich bin kein FlipFlopper und wenn müde Pilgerfrau dann im Herbst abends rausgeht kann sie in den Sandalen auch leichte Socken tragen gegen kalte Füße. Nicht très chic, aber praktisch und bequem.
6. Wanderstöcke
Für Kniegeplagte. Ich benutze Steinwood Premium Carbon Wanderstöcke, verstellbar mit Teleskop- und Klemmverschluss.
Für mich ein absolutes Muss. Entlasten die Knie beim Auf- und Abstieg. Bieten außerdem bei steilen Abstiegen mehr Sicherheit ohne Überschlag ins Tal zu kommen. Bei meinen Stöcken waren die Klemmen anfänglich etwas schwergängig, aber mittlerweile in Ordnung. Es gibt aber auch noch leichtere und kleiner faltbare Modelle für wenig Geld.
Wer mit dem Flugzeug anreist, sollte darauf achten, dass sie nicht mit ins Handgepäck dürfen. Das heißt der Rucksack muss aufgegeben werden. Oder man reist ohne Stöcke an und kauft sich welche in Saint-Jean-Pied-de-Port. Ist unproblematisch.
7. Wasserdichte Packsäcke
Gekauft von den Firmen Osprey und Sea to Summit und ausgiebig getestet, vielseitig einsetzbar. Ich hab drei in unterschiedlichen Größen und Farben ( 3 Liter, 6 Liter und 12 Liter) für Handtuch, Pilgerklamotte und Schlafsack/Rest. 100% Leistung. Da gibt' s nichts zu meckern. Alles was drin ist bleibt trocken, selbst in der Waschmaschine (das hab ich nur so gesagt). Sie sind definitiv raschelärmer als Plastiktüten und sie tragen auch noch dazu bei, dass du viel mehr Überblick im Rucksack behältst. Außerdem lassen sie sich durch den Verschluss extrem komprimieren, d. h., wenn man die Verschlusstechnik richtig beherrschst, geht alle überflüssige Luft raus und es ist drin fast wie ein Vakuum.
Ich habe den größten Sack immer als Wäschesack mit zur Waschmaschine genommen. Und wenn mal nicht Waschtag war den kleinen als Schmutzwäschebeutel benutzt, damit die getragene Wäsche nicht die noch sauberen Kleidungsstücke im selben Beutel vollstinkt.
8. Schlafsack
Der Deuter Dreamlite Kunstfaserschlafsack war meine, vorher nicht erprobte, Wahl für den Camino. Ein leichter, bezahlbarer Schlafsack, 590 Gramm schwer, mit schönem, kleinen Packmaß und einer Komforttemperatur von 16 Grad, Limit 13 Grad. Er liegt bei ca. 80 Euro.
Diese Range war sowohl im Frühjahr ,als auch im Herbst zu wenig, also zu kalt, für mich.
Ich habe mehrfach in diesem Schlafsack gefroren und werde diesen bei meiner nächsten Tour gegen einen Wärmeren austauschen.
Als Sommerschlafsack, oder für Menschen, die nicht schnell frieren, taugt er sicher.
Aber für kühlere Nächte werde ich ein wärmeres Modell ausprobieren und zwar habe ich mir den Cumulus LightLine 200 ausgesucht. Gänsedaune. Er kommt in einen meiner wasserdichten Packsäcke - dann wird er definitiv nicht nass.
Der wiegt sogar nur 495 Gramm und hat einen Komfortbereich bei 9 Grad, sein Limit wird mit 4 Grad angegeben. Das Packmaß ist ähnlich wie beim Dreamlite, ein wenig kürzer, dafür legt er im Durchmesser leicht zu.
Größtes Manko: Er ist leider wesentlich teurer als der Dreamlite. ( ca. 250 Euro).
9. Handtuch
Klassische Baumwollhandtücher sind out. Das Zauberwort ist Mikrofaser. Das Mikrofaserteil hat dem "alten" Handtuch gegenüber drei Vorteile. Es ist wesentlich leichter, kompakter und trocknet im Zeitraffer (statt im Rucksack zu müffeln). Ich habe mich für 70 x 140 cm entschieden. Es gibt viele Anbieter. Dies ist ein günstiges von Decathlon. Ich finde das Gewicht mit 200 g immer noch relativ hoch, wollte aber auch nicht so einen Minifetzen, falls man es doch mal als Sichtschutz vor dem unteren Etagenbett verwenden will. Kuschelig ist anders, aber es tut, was es soll, solange man nicht die Fasern durch Weichspüler schädigt oder es zu heiß in den Trockner wirft. Dann nimmt die Saugfähigkeit noch mehr ab.
10. Stirnlampe
Die Petzl E02 P3 E + Lite wird eingepackt.
Extrem leicht mit 20 g und deshalb meine Wahl. Im Herbst ist es bis morgens 8 Uhr stockfinster. Besonders in der Meseta. Wenn Du nicht mit dem Handylicht in der Hand leuchten willst, was bei zwei Stöcken blöd ist, solltest Du eine Stirnlampe mitnehmen. Sonst musst du warten, bis jemand mit Lampe vorbeikommt.
11. Die Unterwäsche & Shirts mit Funktion
Merino, Merino, Merino.
Kostet soviel, als würdest Du dir selbst die Tiere im Garten halten, aber es ist das Geld wert.
2-3 Unterhosen kurz und 1 lang, Sport-BH, ein Top und ein Langarmshirt. Einzig meine beiden Funktions-Shirts von Patagonia sind aus einer kühlenden, geruchshemmenden Kunstfaser .
Ansonsten nehme ich nur Merinowolle. Es wärmt, ist superatmungsaktiv, nicht kratzig und stinkt erst sehr viel später als andere Materialien .
Das Angebot auf dem Markt ist sehr groß. Ich habe Ice Breaker & Supernatural am Leib. Nur nichts weißes.
Vorsicht beim Waschen. Nicht über 30 Grad und nur schonend.
Das Gewebe ist empfindlich. Andernfalls macht die Waschmaschine das, was Motten sonst tun.
12. Fleecejacke
Mein Lieblingsteil. Ein toller Materialmix mit einem Anteil Merinowolle, Polyester und Elathan. Super bequem. Leicht, elastisch. Schnelltrocknend, atmungsaktiv. Strapazierfähig. Super atmungsaktiv. Auch die stinkt nur sehr wenig.
Den Kauf habe ich nicht bereut. Ich liebe diese Jacke. Praktisch als Midlayer unter einer Hardshelljacke oder auch solo. Einziges kleines Manko: sie hat keine Kapuze, ich aber eine Mütze
13. Isolationsjacke
Im Frühjahr, Herbst, Winter für mich unverzichtbar. Getragen morgens über der Fleecejacke als Toplayer oder unter der Regenjacke/ Poncho als Midlayer. Für mich auch Gold wert, weil mir einfach, durch den hohen Energieverbrauch tagsüber, in der Ruhephasen abends, sehr schnell kalt wird. Im Sommer ersetze ich sie durch eine Softshelljacke .
14. Beinkleidung
Eine lange Trekkinghose zum abzippen, dazu eine Shorts oder alternativ zur langen Wanderhose eine Leggins. Das reicht. Mehr braucht Pilger nicht. Für mich wichtig: eine leicht erreichbare Tasche mit Reißverschluss auf Oberschenkelhöhe. Da trage ich mein Handy drin und den Pilgerpass in Zipplocktüte, In einer zweiten Hosentasche meine Geldbörse mit Bargeld, Kreditkarte und mit Personalausweis.
Viele Pilgerinnen tragen eine kleine extra Bauchtasche dabei für diese wichtigen Dinge. Ich finde sie störend und verzichte darauf.
15. Kopfbedeckung(en)
Gegen die Sonne:
Sandra ist natürlich nur mit Pilgerhut unterwegs ;)
Günstig gekauft als Anglerhut mit Belüftungsfenster bei Amazon. Bei Sonne gibt s nichts besseres.
Gegen die Kälte:
Eine leichte Goretex Mütze + Goretex Handschuhe
Das Material macht's! Würde ich im Sommer natürlich zuhause lassen, Aber sowohl im Mai als auch im September/Oktober hat sich besonders in den Morgenstunden, aber auch bei Wind, die Mütze absolut bewährt. Mütze auf und Kapuze der Regen- oder Softshelljacke drüber. Würde ich immer wieder mitnehmen. Ich ziehe sie auch nach dem Duschen über meine langen Haare, weil ja meistens kein Föhn vorhanden ist. Dann friert es mich nicht so am Kopf. Trocknet auch schneller.
16. Regenzeug
Gaaaanz schwieriges Thema. Mit der Wahl der Regenkleidung hadere ich nach wie vor. Gute Regenkleidung ist wichtig (Minimum Wassersäule 5000). Andernfalls kann sich das extrem auf die Laune niederschlagen, wenn du nass und klamm durch die Landschaft watest und dich und dein Zeug bis zum nächsten Tag trockenkriegen musst. Im Hochsommer mag das nicht unbedingt gelten, aber in Galizien im Herbst schon.
Entweder Poncho (Vaude Hiking Backpack Poncho - ein Riesenmonster, knöchelang für mich bei 1,75m in L/XL , für mich hätte es S/M auch getan) oder Regenjacke (Patagonia Torrent Shell - Superteil- superteuer) plus Regenhose mitnehmen? Atmungsaktiv ist nix davon.
Ich habe beides getestet und finde es nach wie vor eine sehr schwierige Entscheidung.
Es gibt Argumente für und gegen den Poncho:
Für einen guten Poncho spricht, dass du die Regenhülle für den Rucksack sparen kannst, sowie die Regenjacke und in den meisten Fällen auch die Regenhose. Du musst also nur eine Sache tragen und sparst Gewicht ein.
Einen Poncho kann man alleine schlecht an und ausziehen. Wenn der erstmal nass ist und du brauchst auf offener Strecke irgendwas aus dem Rucksack, ist das ein ziemliches Procedere. Poncho aus – du wirst derweil nass – Rucksack aus – Rucksack öffnen – kramen – Rucksack wird auch nass – Rucksack schließen- Rucksack wieder anziehen -Poncho wieder anziehen. Fazit: du hättest direkt ohne Poncho gehen können.
Generell bei Starkwind, besonders bei Seitenwind, kombiniert mit Regen, flattert er ziemlich und du bist im Nu von untendrunter klatschnass.
Das passiert bei Regenjacke und Hose nicht. Dann brauchst du aber noch einen Rucksackschutz extra.
Mit meiner Torrentshell bin ich im November bei 5 Grad und konstantem Regen über Stunden hinweg gelaufen. Kann sie nur empfehlen. Nur an den Ärmelbündchen muss man etwas aufpassen.
Es gibt kaum Schlimmeres, als wenn der Inhalt deines Rucksackes ebenfalls nass wird. Deshalb empfehle, falls du nicht mit einem guten Poncho unterwegs bist, eine passende Regenhülle auf deinen Rucksack. Bei Starkregen kann es sein, dass auch da was durchgeht, wenn die Hülle nicht optimal zur Rucksackgröße passt.
Deshalb solltest du die Klamotten im Rucksack auf die wasserdichten Packsäcke verteilen. Damit beugst du bösen Überraschungen vor.
17. Handy & Co
Eigentlich braucht man keine Extrapowerbank. Da ich aber gerne und viel fotografiere und mein Akku etwas schwächelt, schleppe ich sie zur Sicherheit mit. Ansonsten waren die Herbergen, die ich besucht habe alle mit genügend Steckdosen oder Mehrfachsteckern ausgerüstet, dass man nicht um einen Aufladeplatz kämpfen musste. Moderne Herbergen bieten eine eigene Steckdose am Bett an. Das Handy ist aus vielen Gründen ein nützlicher Begleiter. Über spezifische Pilgerapps, kommst du einfach an viele praktische Infos. Selbst, wenn du eine Socialmediaabstinenz möchtest, ist es deine Verbindung nach Hause, dein Notruf, dein Fotoapparat, dein Gedächtnis, deine Uhr, dein Tagebuch, deine Taschenlampe, deine Standortanzeige für die Lieben zuhause, die deinen Weg im Geiste mitgehen.
Ich würde sagen 95 % aller Pilger benutzen ein Handy. Der eine mehr, die andere weniger.
18. Trinkflasche
Auf dem Camino Francés ist die Infrastruktur so gut, dass eine Flasche mit einem Liter Volumen ausreichst. Du kannst sie unterwegs ohne Probleme auffüllen. Ich stecke meine Flasche in eine Außentasche meines Rucksackes
Ich habe den Trinkschlauch meines Trinkblasensystems auf die Flasche geschraubt, so dass ich unterwegs trinken, aber auch sehen kann, wie viel Wasser ich noch habe.
Dies ist für mich der größte Nachteils eines Trinksystems mit 2-Liter Blase im Rucksackfach. Ich habe einfach kein Gefühl dafür, wieviel Wasser ich noch übrig habe. Dann trinke ich eher zu wenig als zu viel und trage zu viel Gewicht (= Wasser) bis zur nächsten Herberge.
Viele Leute tragen auch zwei 0,5 Literflaschen mit. Zum besseren Gewichtsausgleichs eine in jeder Seitentasche.
19. Kleiner Waschbeutel
Ich denke, ihr wisst selbst am Besten, was für euch da reingehört. Zur Not bitte nochmal oben in der Liste nachlesen.
Wichtig nur: Bitte keine Familienpackungen! Es gibt in manchen Drogeriemärkten Reisegrößen.
P.S.: Ich verzichte tatsächlich auf ein extra Reisewaschmittel aus der Tube. Bei Handwäsche nehme ich normales Shampoo. Manchmal gibt es Kernseife.
Bei Maschinenwäsche gibt es immer Pulver vor Ort.
20. Erste Hilfe Kit
Es gibt zwar auch viele Apotheken in Spanien, aber meist nicht da, wo du dich verletzt.
Da gehören für mich auch die Ohropax rein. Eine der größeren Gefahren auf den Caminos dieser Welt sind SchnarcherInnen, die dir nachts den Schlaf rauben. Du wirst feststellen, wie wertvoll dieser ist.
Ich kann mich nach wie vor nicht wirklich dafür erwärmen, aber neben Einzelzimmern sind Ohropax die günstigste mir bekannte Alternative!
Letzte Tipps, Tipps, Tipps
Ich empfehle jedem, der Langstreckenambitionen hat, die wichtigen und neu gekauften Ausrüstungsgegenstände unbedingt VOR Reiseantritt ausgiebig testen.
Dazu gehören definitiv die Schuhe samt doppellagiger Wandersocken, der Rucksack und euer Regenzeug. Pilgert oder wandert doch einfach vor der eigenen Haustür. Entweder macht Tagestouren oder auch mal mit Übernachtung.
Wenn ihr z.B. das Gehen mit Teleskopstöcken nicht kennt – probiert auch das aus.
Gebrauchte Regenklamotten und Schuhe vorher nochmal imprägnieren!
Auf diesen "Probewanderungen" lernt ihr sehr schnell euren Körper kennen und wie ihr ihn behandeln, bzw. nicht behandeln solltet. Auch merkt ihr, ob eure Ausrüstung Schrott ist und könnt überlegen, ob ihr mit dem Schrott wirklich weit laufen wollt.
Und ihr findet schnell heraus, was im Rucksack ihr dringend braucht, aber normalerweise ganz unten liegt, was ihr dringend gebraucht hättet, aber nicht dabei hattet und was ihr gar nicht gebraucht habt und besser zuhause gelassen hättet.
Daraus kann man die ein oder andere sinnvolle Entscheidung treffen, um sich die körperliche Anstrengung eines 800 Kilometervorhabens ein wenig zu erleichtern .Das ist effektiver als 10 tolle Packlisten von anderen Pilgern zu lesen, sich darauf zu verlassen, aber nicht selbst auszuprobieren.
Und als Letztes dran denken:
Ein Päckchen Mut einpacken! Wirkt Wunder! Du schaffst das!
Und als Allerletztes: Buen Camino!